Der verpflichtende Einsatz von FFP 2-Masken ist eine hilfreiche Maßnahme, um die CoVID-Pandemie einzudämmen – gleichzeitig darf sich die Bevölkerung aber nicht in falscher Sicherheit wiegen, betonen Experten: Selbst das vollständige CE-Prüfzeichen garantiert gleich aus mehreren Gründen keineswegs umfassenden Schutz.
Thomas Vosseler, Geschäftsführer der Univent Medical GmbH Villingen-Schwenningen, Dr. Maximilian Weiss, Geschäftsführer der Palas GmbH in Karlsruhe und der vereidigte Sachverständige und Maskenexperte Dr. Roland Ballier warnen deshalb vor Sorglosigkeit: „Nach wie vor schützen viele Masken nicht so gut wie sie sollten.“ FFP2-Masken dürfen nach Norm DIN EN149 nur einen Durchlassgrad von 6 Prozent der Aerosol Prüfpartikel aufweisen. „Von den mehr als 400 in den letzten drei Monaten von uns geprüften Masken haben aber 80 Prozent dieser Vorgabe für kleinste Aerosolpartikel nicht genügt“ so Weiss. Zugelassene und mit CE-Kennzeichnung versehene FFP2-Masken hatten zum Teil einen Durchlassgrad von mehr als 30 Prozent im Bereich der Viruspartikel. Weiss zählt weltweit zu den führenden Wissenschaftlern im Bereich der Aerosolforschung und die Palas GmbH zur Spitze der Aerosoltechnologie. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt Ballier: Mehr als die Hälfte der geprüften FFP2-Masken fällt durch, wenn nicht wegen mangelnder Filterleistung, dann wegen zu hohen Atemwiderstands.
Neben qualitativ ungenügend hergestellten und teilweise gefälschten Masken ist auch die Norm selbst problematisch, mit der Atemschutzmasken bei benannten Prüfinstituten getestet werden. FFP2-Masken sind eigentlich für gröbere Staubpartikel ausgelegt, nicht für kleinste Aerosole, und nur auf diese größeren Partikeln wird auch geprüft. „Die Messergebnisse von Prüfinstituten spiegeln also nicht den Durchlassgrad von kleinsten Aerosolen wider und bewerten FFP2-Masken im Hinblick auf den Schutz vor kleinsten Aerosolpartikeln, wie etwa Corona-Viren, falsch“ so Weiss.
Diese Problematik wird bisher in der öffentlichen Diskussion unzureichend berücksichtigt, dabei könnten FFP2-Masken mit modernen Messverfahren korrekt und realitätsnah bewertet werden, betonen die Experten unisono. Bei Univent Medical entstehen pro Monat 8 Millionen FFP2-Masken. Als entscheidender Faktor hat sich die Qualität des Meltblowns, das als Filtermaterial eingesetzt wird, herausgestellt. Das Vliesmaterial wird industriell breit angewendet: Automobilbau, Elektrotechnik, Bekleidung, medizinische Verbrauchsprodukte und viele weitere Anwendungen sind bekannt. „Die Herausforderung besteht darin, ein Meltblown einzusetzen, das hinreichende Filtereigenschaften im Bereich von 150 Nanometer, also der Größe des Coronavirus, besitzt – und gleichzeitig geringen Atemwiderstand ermöglicht“, erläutert Vosseler.
Nicht nur die Norm ist unzureichend, sondern auch das Prüfverfahren als so genannte Baumusterprüfung, verdeutlicht Vosseler. Dabei werden eingereichte Masken einmalig geprüft. „Über die Qualität der Masken, die dann in Masse produziert werden, sagt das wenig aus.“ Gleichbleibende Qualität und Sicherheit können nur dann garantiert werden, wenn man jede einzelne Rolle, die zur Maskenproduktion verwendet wird, vor Produktion auf deren Filterleistung im Bereich der Virengröße misst. Deshalb nutzt Univent Medical ein modernes Messgerät von Palas, deshalb wird jede Rolle Meltblown vor Verwendung getestet, deshalb werden nach der Produktion jeweils Stichproben durchgemessen. Für Aerosol-Experte Weiss der einzig gangbare Weg, wirklich sichere Masken zu produzieren. Sein Rat deshalb: „Bevorzugen Sie bei der Auswahl von Schutzmasken Hersteller, die die Qualitätssicherung sehr ernst nehmen. Erkundigen Sie sich bei Ihrem Lieferanten über die Qualitätssicherung.“
Ballier, öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für nicht-aktive Medizinprodukte, erläutert die wichtige Eigenschaft geringen Atemwiderstands, der für die Qualität so entscheidend ist wie die Filterwirkung. „Man kann grob sagen, dass es eine umgekehrte Beziehung zwischen Filterwirkung und Atemwiderstand gibt. Das heißt: Je besser die Filterwirkung, umso schlechter, in diesem Fall höher, ist der Atemwiderstand.“ Offenbar legten viele Hersteller besonderen Wert auf eine gute Filterleistung und erreichen dann die Grenzwerte für Atemwiderstände nicht. „Eine gute Maske besitzt also hohe Filterleistung und gleichzeitig geringen Atemwiderstand. Das ist die Herausforderung in der Herstellung“, so der Sachverständige.
Wird über einen längeren Zeitraum eine Maske mit hohem Atemwiderstand benutzt, führt das zunächst insbesondere dazu, dass die Maske vom Träger weniger toleriert wird. Er wird also das Bestreben haben, die Maske wann immer möglich abzusetzen und geht damit ein unnötiges Risiko ein, erläutert Dr. Ballier. Menschen mit Vorerkrankungen, zum Beispiel mit der sogenannten COPD, eine chronische Lungenerkrankung, die per se schon an Atemnot leiden, haben möglicherweise verstärkte Symptome einer Atemnot. „Gerade für diese Gruppen ist es wichtig, dass es Masken mit hoher Schutzwirkung bei zumutbarer Beeinträchtigung der Atmung gibt.“ Geringer Atemwiderstand ist damit kein Convenience-Thema, sondern eine klare medizinische Notwendigkeit: „Es ist ja unmittelbar einsichtig, dass die Maske eine Schutzwirkung nur entfalten kann, wenn sie die hinreichende Filterleistung erreicht und gleichzeitig der Tragekomfort so gestaltet ist, dass die Maske auch durchgehend getragen werden kann.“